Bleib stehen – es geht weiter

Im Januar 2025 bin ich offline und im Meditationszentrum in Thailand. Warum? Dazu mehr im Text.

 

Stillstand: Das größte Abenteuer für Rastlose 

Wer findet es am schwierigsten, stehen zu bleiben? Wahrscheinlich jene, die ständig in Bewegung sind, die Geschwindigkeit lieben, die Laufen und Sport als ihre Welt verstehen. Ein Weltmeister im Rennen? Ein Anfänger im Stehenbleiben.

Die Überholspur: Mein altes Zuhause

Blinker links, Kette rechts – so lief mein Leben über Jahrzehnte. Alles musste schneller gehen. „Beeil dich!“ war der ständige Gedanke, der meine Tage regierte. Die Stunden waren mit Aufgaben vollgestopft, das Leben ein ständiger Sprint. Ich erlebte viel – und doch verpasste ich noch mehr.

Stopp! Es geht weiter – später

Jetzt, in einer anderen Phase meines Lebens, merke ich: Es braucht mehr als bloße Willenskraft. Sie ist endlich, sie erschöpft uns, und ihre Nebenwirkungen machen viele krank. Es braucht eine neue Perspektive, eine neue Technik: Geduld.

Geduld war nie meine Stärke. „Höher, schneller, weiter“ – das war mein Credo. Doch je mehr ich mich mit Geduld beschäftige, desto mehr sehe ich ihre Schönheit.

Meister im Rennen, Schüler der Geduld

Eine buddhistische Weisheit sagt: „Bist du Meister in einer Disziplin, werde Schüler in einer anderen.“ Also übe ich mich in Geduld. Ich lerne, langsam mit der Geduld umzugehen. Denn sie ist ein Paradox: Je mehr ich versuche, sie zu erzwingen, desto mehr entgleitet sie mir.

Das fordert mich heraus – mein Denken, mein Leben, alles. Und genau deshalb lässt mich die Geduld wachsen, nicht in der Breite, sondern in der Tiefe.

Wider die Eile der Welt

Die Welt beurteilt Geduld oft falsch: „Unmotiviert, faul, ausgebrannt“, hört man. Doch wer genau hinsieht, erkennt: Geduld ist eine Form der Stärke. In unserer westlichen Kultur, die ständig nach mehr strebt, ist Geduld radikal. Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht. Und doch tun wir genau das – ständig.

Der Erfolg der Geduld

Die westliche Wirtschaft lebt von sofortigem Erfolg. Quartalszahlen dulden keinen Aufschub. Doch Geduld zeigt uns: Nicht jeder Schritt muss sofort eine Ernte bringen.

Bleib stehen – wachse weiter

Stillstand fühlt sich an wie Rückschritt. Doch genau dort, im vermeintlichen Rückschritt, entdecke ich das größte Wachstum. Chancen, die ich im Eiltempo übersehen hätte. Abkürzungen, die ich im Sprint verpasst hätte.

Geduld zeigt uns: Wer stehen bleibt, erlebt die Freiheit, ehrlich zu wachsen und kommt weiter.

 

P.S. Um diese Idee in der Praxis zu erleben bin ich vom 1. Januar 2025 bis zum 1. Februar 2025 im Meditationszentrum in Thailand – offline, meditierend.