Yoga – an art of living
Ist Yoga nicht eine Gymnastik Stunde in neuem Wortgewand? Und die online Yoga Kurse sind Nachfolger von Telegym im Dritten Programm? So ähnlich war lange Zeit meine Blickwinkel.
Diese Annahme ist genauso vollständig wie wenn man sagt: Fußball ist gegen einen Ball treten! Doch selbst der Vergleich hinkt, denn Yoga ist weit mehr als die physischen Übungen, die Asanas.
Wer es schafft ein Asana zu meistern, meistert sein Leben.
Doch damit ist bei Weitem nicht gemeint, dass man einen Kopfstand, eine Brücke oder Bakanasana kann. Ein Asana wirklich zu meistern bedeutet, dass man eine komfortable Position einnimmt und diese für mindestens drei Stunden nicht verändert – keine Armbewegung, keine Fußbewegung – absoluter Stilltand im Körper und Ruhe. Augen zu und durch ist der Startpunkt auf der langen Reise ein Position zu meistern.
Die Yoga-Lehre schenkt uns aus ihre jahrtausenden alte Weisheit Handlungsoptionen für unser derzeitiges Leben. „Die Asana-Aufgabe ist aussichtslos zu meistern, wenn man es mit purem Willen und Intellekt versucht„, startet der Yoga Lehrer. „Es geht nur mit Übung, Zeit und vor allem Hingabe.“ Er weiß es aus eigener Erfahrung und ergänzt: „Beim Yoga geht es nicht darum ein Pose – ein Asana zu schaffen, weil man es will. Das gelingt nur wenn man aufhört zu wollen, zu kämpfen und sich hingibt. Wenn die Spannung nachlässt, erst dann wird man in der Entspannung siegreich sein.“ Weise Worte des Yogis aus dem indischen Yoga-Mekka Risikesh und einleuchtend für jeden der es ausprobiert.
Doch was heißt das für das tägliche handeln, entscheiden?
Surrender – Hingabe und wer das ausprobiert, der wird vermutlich genauso schnell merken wie die Worte verhallen, wie anspruchsvoll das ist. Denn in der westlichen Welt ist der Glaube an das Darwinsche Gesetz oder irgendeine Abwandlung davon gültig: Streng dich an, dann klappt’s schon. Diesen Glaubenssatz über Board zu werfen geht nicht von heute auf Morgen, auch nicht wenn man sich anstrengt. Yoga hält nicht nur die Theorie, sondern auch die praktische Chance das neue Verhalten zu erlernen bereit. Da schlisst sich der Kreis und wir kommen zurück zum physischen Teil der Lehre von Patanjali – dem Urvater des Yogas.
Rauf auf die Matte und verbiege dich – für deine Träume
und für mehr und gleichzeitig weniger Spannung. Wer sich ein Asana aussucht und dieses so lange hält, bis es schmerzt, bis die Spannung/Anspannung intensiv spürbar ist, der steht an der Startline – zu einem neuen Leben und zu Lösungen die bisher unerreichbar waren. Denn an diesem Punkt bringt kämpfen keinen Fortschritt. Auch intellektuell gibt es keine Lösung für die Verspannungen im Körper und Leben. Wenn der Kampf und Krampf im Kopf aufhört, bleibt das neue Verhaltensmuster der Hingabe übrig. Diese Hingabe an die Situation, das Aushalten und Beobachten der Spannung, bringt nicht nur physisch mehr Aktionsradius.
Wer das den Zusammenhang aus Aufgabe und Hingabe erlebt, wer das trainiert, der wird schnell merken, dass Yoga mehr ist als die neue Gymnastikstunde und wenig mit Telegym gemeinsam hat. Es ist eine Art zu leben – mit weniger Kampf, weniger Spannung, mehr Lösungsoptionen und einer Hingabe fürs Leben und deren Herausforderungen. Denn die wirklich wichtigen Dinge im Leben entscheiden wir nicht bewusst und durch nachdenken. Es passiert genau dann, wann wir unbewusst sind und nicht denken und uns hingeben.
Falls du jetzt Lust auf Praxis hast, fange mit dem körperlichen üben und erleben an und mach Yoga (Einsteiger – Fortgeschrittene). Danach nimm einen Stift beantworte dir folgende Fragen:
- Wie lange kannst du ohne Ablenkung eine Position halten, z.B. auf dem Stuhl sitzen, ohne den Körper zu bewegen und aufmerksam sein?
- In welchem Lebensbereich brauchst du derzeit mehr Entspannung?
- Was hat dir Nachgeben/Hingabe im Leben schon einmal ermöglicht?